Oberbaumbrücke Geschichte

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Die Oberbaumbrücke Geschichte – wie die Brücke zu ihrem Namen kam

Die Zollstation Oberbaum

Das liebe Geld, spielte bei der Errichtung der Oberbaumbrücke eine große Rolle. Schon vor der heutigen Brücke, gab es etwas weiter stromabwärts eine erste hölzerne Brücke. Sie war der Vorläufer der heutigen Brücke und verlief auf der Höhe der damaligen Stadtmauer. Diese Brücke war aus Holz und hatte nur einen schmalen Durchgang für die Schiffe. Die mussten hier ihre Zölle bezahlen. Damit die Schiffe nicht heimlich in der Nacht durchfahren konnten, wurde der Durchgang versperrt. Und zwar mit einem Baumstamm. Der Baumstamm war mit Eisennägeln beschlagen, damit er möglichst undurchdringlich war und sich niemand ohne Zoll durchschmuggeln konnte. Im Westen der Stadt, in der Nähe des Reichstags, gab es die Zollstation Unterbaum. Und hier, weiter oben an der Spree, hieß die Sperre Oberbaum. Und so entstand dann auch der Name – Oberbaumbrücke.

Später, im 18. Jahrhundert wurde die Stadtgrenze verschoben und eine neue Berliner Zollmauer gebaut. Die Zölle, die auf die Waren erhoben wurden, nannte man auch Akzise. Deshalb hieß die Mauer auch Akzisemauer. Damit brauchte auch die Brücke einen neuen Standort. Diese – ebenfalls hölzerne Brücke – entstand ab 1723 zwischen dem Schlesischen Tor auf der Westseite und dem Stralauer Tor auf der Ostseite. Das Schlesische Tor ist heute Teil der U-Bahn Station mit dem gleichen Namen. Das Stralauer Tor gibt es nicht mehr. Ab 1924 war das Stralauer Tor der U-Bahnhof auf der Ostseite der Spree. Durch die Bombardierungen im 2. Weltkrieg wurde er völlig zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Die neue Oberbaumbrücke

Die alte U-Bahn Station Stralauer Tor an der Oberbaumbrücke. Fotograf unbekannt, via Wikimedia Commons

Ende des 19.Jahrhunderts wurden dann neue Pläne geschmiedet. Zum einen sollte es eine Eisenbahnbrücke über die Spree geben. Und zum anderen sollte die alte hölzerne Brücke durch einen modernen Bau ersetzt werden. So entstand schließlich die Idee einer kombinierten Brücke – für die Eisenbahn und die Fußgänger. Sie wurde zweistöckig geplant. Oben verlaufen die Schienen für die Bahn, unten der Fußweg. Ab 1894 wurde die Brücke – vom Vorläufer der Firma Siemens – in die Realität umgesetzt. Der Architekt Otto Stahn entwarf die Brücke im neugotischen Stil, angelehnt an die Bauweise alter brandenburgischer Burgen.

Wenn du durch die Brücke flanierst, hast du eher das Gefühl durch einen Kreuzgang zu spazieren. Die Decke der Fußgängerbrücke ist wie ein mittelalterlicher Kreuzgang gebaut. Von den Stützpfeilern laufen die einzelnen Bögen immer in einer kleinen Kuppel zusammen. Das sieht sehr herrschaftlich aus. An den Seiten gibt es große Arkadenbögen mit Blick auf die Spree. Neben den Fußgängern verläuft heute die Straße für Autos, Räder fahren auf einem Radstreifen neben den Autos. Oberhalb des Fußgängerwegs verläuft die Trasse für die U-Bahn. Ab 1902 fuhr hier die erste U-Bahnlinie in Berlin.

Die Oberbaumbrücke im und nach dem zweiten Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Oberbaumbrücke sehr stark beschädigt. Im April und Mai 1945 tobte die Schlacht um Berlin. Deutsche Truppen sprengten einen großen Teil des mittleren Gewölbebogens. So wollten sie verhindern, dass die Russen weiter in die Stadt vordringen konnten. Die starken Stützpfeiler verhinderten, dass die Brücke einstürzte. Doch die beiden Türme wurden stark zerstört. Bei den Kämpfen wurden zahlreiche Geschosse auf die Brücke abgefeuert. Dadurch wurden Pfeiler und vor allem auch viele schöne Zierelemente kaputt gemacht. Bald nach dem Krieg wurde die Brücke provisorisch instand gesetzt und der Verkehr über die Brücke war wieder möglich. Auf der Westseite der Brücke, in Kreuzberg gab es für DDR Bürger Wechselstuben und Souvenirshops. Dort konnten sie begehrte Westwaren kaufen: etwa Südfrüchte, Nylonstrümpfe oder Kaugummis.

Oberbaumbrücke in der DDR Zeit

Die Grenzanlagen auf der Oberbaumbrücke

Schon vor dem Mauerbau wurde die Oberbaumbrücke für den Kraftfahrverkehr gesperrt. 1955 wurde ein Zaun errichtet und nur Fußgänger konnten die Brücke noch nutzen. Als 1961 schließlich die Mauer gebaut wurde, war dann auch für Fußgänger Schluss. Die Grenze zwischen dem Amerikanischen Sektor und der DDR verlief hier direkt am Westufer der Spree. Die Grenzanlagen befanden sich auf der Brücke. Mitten auf der Oberbaumbrücke wurde auch ein Wachturm der DDR gebaut und am Ostufer befand sich der Kontrollposten für Grenzübertritte. Die Mauer führte in nördlicher Richtung an der Ostseite der Spree weiter. Hier steht heute die sogenannte East Side Gallery (siehe weiter unten). Die Menschen zwischen Ost- und Westberlin hatten nun kaum mehr eine Möglichkeit sich zu sehen. 1963 gab es das sogenannte Dezemberabkommen. Es ermöglichte Westberlinern während der Weihnachtsfeiertage ihre Verwandten in Ostberlin zu besuchen.

Einreiseabkommen zwischen Ost- und Westberlin

Die Grenzanlagen auf der Oberbaumbrücke zu Zeiten der DDR, Foto: Jochims, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons

Bis 1966 gab es drei weitere dieser Abkommen. Für wenige Tage waren Verwandtenbesuche möglich. Allerdings nur für Westberliner. Die Ostberliner konnten die DDR nicht verlassen. Weitere Verhandlungen zu diesen Passagierabkommen scheiterten erst mal und bis 1972 blieb die Grenze dicht. Es gab Ausnahmeregelungen für Härtefälle und auch Geschäftsreisende durften in die DDR einreisen. 1972 gab es dann das Viermächte-Abkommen. Ab jetzt konnten Westberliner nicht nur Verwandte, sondern auch Freunde und Bekannte besuchen. Die Visa galten normalerweise nur einen Tag (später auch für 2 Tage). Die Westberliner erhielten einen „behelfsmäßigen Berliner Personalausweis“. Für Bürger der restlichen BRD gab es andere Einreisebestimmungen.

Am Grenzübergang Oberbaumbrücke ereigneten sich zur Zeit der Teilung einige tragische Unglücke. Grenzsoldaten und Flüchtende kamen uns Leben. Aber leider ertranken auch spielende Kinder in der Spree. Da die Grenze am Westufer verlief, durften die Westberliner nicht helfen. Sie liefen Gefahr von den Grenzsoldaten erschossen zu werden. Und die Grenzsoldaten retteten die Kinder auch nicht. 1975 wurde dann aber ein Abkommen unterzeichnet, dass die Rettung erlaubte. Das Ufer wurde zusätzlich mit Gittern gesichert. Die Oberbaumbrücke diente in Einzelfällen auch zur Ausreise von politischen Gefangenen. Diese wurden von der BRD freigekauft. Der DDR brachte dies dingend benötigte Devisen.

OBERBAUMBRÜCKE DDR
In der Zeit der DDR war die Oberbaumbrücke ein zentraler Ort der Grenzanlagen zwischen Ost- und Westberlin. Schon vor dem Bau der Berliner Mauer 1961 wurde die Brücke für den Kraftfahrverkehr gesperrt, und 1955 errichtete man einen Zaun, sodass nur noch Fußgänger die Brücke nutzen konnten. Mit der Errichtung der Mauer 1961 wurde auch für Fußgänger der Zugang zur Brücke versperrt. Direkt auf der Brücke befand sich ein DDR-Wachturm, und auf der Ostseite lag der Kontrollposten für Grenzübertritte. Während der Teilung gab es nur eingeschränkte Möglichkeiten für Westberliner, ihre Verwandten in Ostberlin zu besuchen, wie das Dezemberabkommen 1963. Tragische Unglücke ereigneten sich während dieser Zeit, als Flüchtende und Kinder beim Versuch, die Grenze zu überwinden, ums Leben kamen. Erst 1975 wurde ein Abkommen unterzeichnet, das den Grenzsoldaten erlaubte, bei Gefahr zu helfen. In Einzelfällen diente die Oberbaumbrücke auch als Fluchtweg für politische Gefangene.

Oberbaumbrücke Geschichte: Renovierung nach der Wiedervereinigung

Der Fußgängerweg auf der Oberbaumbrücke
Der Fußgängerweg auf der Oberbaumbrücke, Foto: kallerna, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons

Nach der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland 1990 wurden Pläne gemacht, die Brücke zu renovieren. Es gab einen internationalen Architektenwettbewerb, den Santiago Calatrava für sich entscheiden konnte. Aber es dauerte noch ein paar Jahre, bis die Pläne umgesetzt werden konnten. Denn viele Institutionen wollten mitreden: Architekt, Denkmalschützer, Vertretern der Schifffahrtsbehörde und die beiden Bauämter von Kreuzberg und Friedrichshain. Die Pläne wurden mehrfach umgeändert und 1995 wurde die Brücke schließlich umfassend saniert. Das Ganze kostete ca. 70 Millionen Mark.

BERLINER MAUER BESICHTIGEN
Heute kannst du nahe der Oberbaumbrücke die East Side Gallery besuchen. Sie ist das längste erhaltene Teilstück der Berliner Mauer und zugleich ein einzigartiges Kunstwerk. Auf etwa 1300 Metern erstrecken sich 104 Kunstwerke, die kurz nach dem Mauerfall 1989 von über 100 Künstlern aus aller Welt auf die Mauer gemalt wurden. Die Bilder thematisieren Freiheit, Frieden, Demokratie und die Freude über den Fall der Mauer, aber auch die Ängste und Hoffnungen der Menschen. Im Jahr 1990 wurde die East Side Gallery eröffnet und 1991 unter Denkmalschutz gestellt. Heute bleibt die East Side Gallery ein bedeutendes Mahnmal für die Wiedervereinigung und die Geschichte Berlins.
–> kostenlos und sehenswert in der Nähe: East Side Gallery

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